Motoreninstandsetzung(oder wie man durchgebrannte Märklin Sprint Motoren wieder ans Rennen bekommt)
|
Ich möchte an dieser Stelle nicht die grundlegende
Funktionsweise eines Elektromotors erklären, sondern am Beispiel der
beiden Stufengetriebemotoren beschreiben, wie man durchgebrannte
Ankerwicklungen der Märklin Sprint Motoren instandsetzen kann. Was heißt 'durchgebrannt' ? Die eigentliche Wicklung des Motors ist ein mit Schutzlack überzogener und somit isolierter Kupferdraht, der um einen Anker aus Eisen gewickelt wird. Sollte sich jetzt aufgrund zu großer Erhitzung der Spulen diese Lackschicht vom Draht lösen, so entsteht innerhalb der Spule ein Kurzschluß - d.h., nicht die komplette Spule wird vom Strom durchflossen - das Magnetfeld wird so nur noch schwach oder gar nicht mehr ausgebildet, der Motor dreht sich nicht mehr. Ich hatte zwei solcher Motoren, einen kleinen '27000er' und einen '45700er', also beide Varianten für das Stufengetriebe. Die Motoren sind quasi beide aus dem gleichen Grund ausgefallen : der große konnte mit einer Wicklung an der Rückseite am Lagerblech scheuern, so daß diese unterbrochen wurde. Daraufhin sind die beiden übrigen Wicklungen total überhitzt worden und durchgebrannt. Man konnte dies mit bloßem Augen schon an der Verfärbung erkennen - der Kupferdraht schimmerte dunkler und der weiße Lack, der werksmäßig auf die Wicklungen aufgebracht war, hatte sich schwarz verfärbt. Der kleine Motor schien auf den ersten Blick vollkommen in Ordnung zu sein, bis auf die Tatsache, daß er einfach nicht lief. Nachdem ich ihn zerlegt hatte, sah ich, daß eine Windung falsch gewickelt war und sich so an der hinteren Lagerung der Ankerachse durchgescheuern hatte. Das Endergebnis war dann das gleiche wie beim großen Motor, nur daß man es eben nicht so einfach sehen konnte :-( . Ich habe dann überlegt, die Anker neu zu wickeln - verlieren konnte ich dabei ja nichts, kaputt waren die Motoren ja sowieso. Ich habe dann im Internet Seiten zum Thema Elektromotoren gesucht (erwähnen möchte ich die Homepage von Gottfried Siedenberg, URL : http://home.arcor.de/gottfried.siedenberg/slot/maer.htm und mich an dieser Stelle auch für seine wertvollen Tips bedanken). Auch im Deutschen Slotcar-Forum ( http://www.slotcar-forum.de ) habe einen Eintrag geschrieben und hilfreiche Antworten bekommen. Es kristallisierte sich dabei zum Thema Wicklungen folgendes heraus : je weniger Windungen pro Wicklung auf den Anker gebracht werden, desto höher ist hinterher die Drehzahl des Motors, aber umso geringer seine Kraft (Drehmoment). Um das zu kompensieren, kann man mit Doppelwicklungen arbeiten, d.h.. , zwei parallele Drähte werden um die einzelnen Anker gelegt. Das erzeugte Magnetfeld wird dadurch natürlich verstärkt. Solche Motoren vereinigen sowohl hohe Drehmomente, als auch Drehzahlen in sich - der Preis dafür sind dann natürlich höhere Ströme. Zusätzlich kann man bei Motoren mit hoher Windungszahl den Kollektor in Richtung früh verstellen. Das bewirkt eine Drehzahlanhebung, aber das Drehmoment des Motors verringert sich dabei. Bei den Märklin Motoren ist das konstruktionsbedingt nahezu unmöglich; Stichwort timebare Motoren. Fast alle diese Feststellungen kann ich jetzt (leider) aus Erfahrung bestätigen, den Anker des kleinen Motors habe ich nämlich insgesamt dreimal mit jeweils unterschiedlichen Ergebnis gewickelt ... |
27000 |
Hier sieht man die drei verschiedenen Motoren, die für die Märklin Sprint Autos verwendet wurden.
Links der 'kleine' , der leicht vom Stufengetriebe abgenommen werden kann, indem unten ein kleines Halteblech entfernt wird. Den Motor gab es ab der Einführung der Sprint Rennbahn bis Ende 1968.
Rechts oben der 'große' . Er bildet mit dem Getriebe eine Einheit und läßt sich davon nur schwer trennen, indem an jeder Seite des vorderen Lagerbleches zwei auseinandergespreizte Nasen zusammengedrückt werden. Diser stärkere Motor wurde ab 1968/9 verwendet.
Der Vollständigkeit halber schließlich noch rechts unten der Sidewinderantrieb. |
45700 45660 |
Der kleine Motor läßt sich zerlegen, indem man an dem hinteren Halteblech vorsichtig die Nasen aufbiegt. Dann kann man die Seitenteile etwas auseinanderspreizen und das Blech herausnehmen. Nachdem das Ritzel entfern ist, kann man den Anker nach hinten herausziehen. Der Anker ist übrigens wesentlich kleiner als der des 45700 .Wenn man möchte, kann man die Seitenteile nun leicht vom vorderen Lagerblech nebst Kohlen lösen, indem man die Haltenasen des Blechs nur ganz leicht aufbiegt. Ich habe dann versucht, eine Wicklung vom Anker abzuwickeln. Leider stellte sich das als absolut unmöglich heraus - der Draht mit seinem Lack und irgendwelche, zu diesem Zeitpunkt nicht genau zu erkennende Kunststoffteile, hatten sich wohl durch Hitzeeinwirkung untrennbar miteinander verbunden. Die einzige Möglichkeit, das auseinanderzubekommen, war die Wicklungen komplett zu durchtrennen (Bild 5) :-( . Dadurch war es natürlich nicht möglich, die Windungen zu zählen oder gar im Nachhinein den Widerstand einer Wicklung zu bestimmen. | |||||
|
|||||
Es stellte sich nun heraus, daß der Anker dieses Motors anders aufgebaut ist, als der des großen. Die Teile des Kollektors sind die gleichen wie beim großen Motor, die Pappscheibe ist aber etwas kleiner und die Innenseiten des Ankers sind nicht lackiert, dafür sind zwei Kunststoffteile vorne und hinten auf die Achse geschoben worden, die die Stirnflächen vollständig abdecken und um die Kanten greifen. Die Wicklungen waren mit diesen Teilen total verschmolzen und ich habe zwei Stunden mit Pinzette, spitzer Nadel und Taschenmesser verbracht, um Kunststoff und Drahtreste voneinander zu trennen :-( . Den Lohn der Mühe sieht man auf dem vierten und fünften Bild. | |||||
|
|||||
Nun konnte es endlich ans Neuwickeln gehen. Aber wie - ohne konkrete Daten ? Mein erster Versuch war, die bewährte Doppelwicklung wie bei dem großen Motor aufzubringen. Es war möglich, 240(!) Windungen aufzubringen, wobei die dritte Wicklung platzmäßig ein echtes Problem war, aber schließlich hat es geklappt (Bilder 1 und 2). Die Ernüchterung folgte sofort , als ich versuchte, den Anker in den Motor einzubauen - die Wicklungen waren einfach zu dick, alle drei schliffen am hinteren Lagerblech :-( . Beim Versuch ein paar Windungen runterzuwickeln, riß der Draht - ich hatte die Wicklungen ja aus guter Erfahrung heraus mit Lack fixiert. Also alles nochmal runter und auf ein Neues. Diesmal habe ich immer mal probiert, ob der Anker noch ins Gehäuse paßt und so war die Grenze bereits bei 190 Windungen erreicht - ob das reichen würde ? Ich baute den Motor zusammen und stellte nach einem Test mit der 9V Batterie zu meiner Freude fest, das der Motor ganz gut lief. Also steckte ich ihn ins Getriebe und das Ganze wurde in meinem Mercedes Monoposto implantiert. Schon beim ersten Start fiel mir auf, daß der Motor nach viel Strom verlangte - ich mußte den Regler fast ganz reindrücken um das Auto auf Geschwindigkeit zu bringen. Nach einem kurzen Rennen merkte ich dann auch, daß der Motor sehr heiß wurde und nach einer längeren Fahrt fing der Renner tatsächlich an stilecht zu qualmen - die Hitze war dem Lack wohl zuviel geworden. | |||||
|
|||||
Also startete ich noch einen dritten Versuch. Diesmal
verwendete ich nur einen Draht für die Wicklung. So schaffte ich
es, 360 Windungen auf den Anker zu bringen und ich vermutete daher, daß
der Motor wohl viel Drehmoment haben, die maximale Drehzahl aber nicht
sehr hoch sein würde. Nach dem erneuten Zusammenbau und Einbau in den
Monoposto stellte sich das auch als wahr heraus. Das Auto läuft
problemlos, hat auch bei niedrigen Drehzahlen recht viel Kraft und der
Motor entwickelt auch nach langen Rennen keine große Hitze. Allerdings
liegt die Höchstgeschwindigkeit nicht so hoch wie die des Ferrari
Supersqualo mit dem originalen 27000er Motor. Irgendwann werde ich den
Motor wohl noch einmal mit einem anderen Draht neu wickeln - wie das geht
weiß ich ja jetzt ;-) Insgesamt kann ich also nun aus Erfahrung die in der Einleitung genannten Zusammenhänge bestätigen. Außerdem ist das ein Indiz für die unterschiedlichen Fahreigenschaften der beiden Motoren - der große Motor scheint mehr Kraft zu haben, ein Fahrzeug mit diesem Motor setzt sich schon bei wenig gedrücktem Regler gut in Bewegung und legt bis zur Höchstgeschwindigkeit gleichmäßig zu. Ein Auto mit dem kleinen Motor hat nicht soviel Kraft und verlangt so schon einen recht weit durchgedrückten Regler um gut in Schwung zu kommen. |
Ich habe den kleinen Motor meines Monoposto schließlich noch einmal komplett neu gewickelt, diesmal habe ich einen Kupferlackdraht von 0,1 mm Stärke verwendet, den es auf der 450m Rolle für kleines Geld bei Conrad Elektronik zu kaufen gibt (www.conrad.de). Es war möglich, pro Wicklung 210 Windungen aufzubringen, damit ist der kleine Anker bis zum Anschlag gefüllt. Wie gewöhnlich habe ich die Spulen dann mit Nagellack fixiert. Nach dem Zusammenbau erfolgte wieder der obligatorische Test mit der 9V Batterie und diesmal schnurrte der Motor so wie er sollte :-) . Ich habe den Motor dann in meinen Monoposto eingebaut, aber irgendwie kam der Wagen nicht so richtig auf Touren. Also nochmal alles auseinandergenommen. Ich fand heraus, daß der Magnet des Motors auf die Ankerachse drückt, sobald der Motor am Getriebe eingeklemmt wird :-o. Um das zu beseitigen habe ich mit einem scharfen, kleinen Bohrer vorsichtig eine Mulde in den Magneten gebohrt und damit war das Problem endgültig beseitigt. Beim Einschieben des Magneten in den Motor fiel mir dann noch auf, daß dieser eigentlich seitlich ziemlich viel Spiel zum Gehäuse hatte, das gleiche sieht man im dritten und vierten Bild an einem anderen Motor, hier läßt sich problemlos ein doppelt gefaltetes Blatt Papier einschieben. Also bearbeitete ich das hintere Lagerblech vorsichtig mit einer scharfen Klinge, bis eine Breite erreicht war, daß der Magnet ganz genau zwischen die Wangen paßte. Da dadurch auch der Abstand des Ankers zu den Wangen kleiner wurde, vermutete ich, daß der Motor anschließend auch besser laufen würde. Beim Test mit der Batterie stellte sich das auch als richtig heraus, der Motor erreichte anscheinend hier schon eine höhere Drehzahl als vorher. Nachdem das Motörchen dann endgültig im Monoposto implantiert war, konnte ich das auch auf der Strecke feststellen :-). |
MercedesMotor.jpg 29.63 KB |
MercedesMotor2.jpg 35.08 KB |
Motor02.jpg 16.94 KB |
Motor01.jpg 21.02 KB |
Motor03.jpg 20.35 KB |
Das letzte Bild zeigt noch die Reparatur eines sehr häufigen Fehlers bei den kleinen Motoren. Die Enden der Drähte lösen sich am Anker und der Motor läuft nicht mehr oder nur noch sehr schwer und kann dann sogar durchbrennen. Mit einem kleinen Lötkolben (meiner hat nur 16Watt) lassen sich die Drahtenden vorsichtig wieder anlöten, meist läuft der Motor dann wieder einwandfrei. Den Fehler hatte ich jetzt schon an zwei Exemplaren, der hier gezeigte hatte allerdings zusätzlich noch eine unterbrochene Wicklung, auch das ist mittlerweile behoben und der Motor läuft wieder, jetzt fehlt nur noch das 'Tuning' des hinteren Lagerbleches ;-) |